Porsche und die Carrera Panamericana 1954

Erschöpft bringt Hans Herrmann den Porsche 550 Spyder im November 1954 ins Ziel der Carrera Panamericana. Der Deutsche hat Mexiko von Süd nach Nord durchmessen. 3077 Kilometer liegen hinter ihm und dem wendigen Mittelmotorwagen.

Sein Klassensieg in der Kategorie bis 1,5 Liter Hubraum beim sechsten Lauf zur damaligen Sportwagen-Weltmeisterschaft gilt als der Durchbruch für die Marke Porsche auf dem amerikanischen Kontinent. Nur 36 Sekunden hinter ihm kommt Jaroslav Juhan mit dem Schwesterauto ins Ziel. Der Deutsche und der in Prag geborene Guatemalteke hatten sich ein tagelanges Duell geliefert, im Gesamtklassement belegen sie die Plätze drei und vier. Ferry Porsches Idee, Name und Qualität der Marke durch Rennsporterfolge berühmt zu machen, geht auch transatlantisch auf.

1954, Porsche 550 Spyder, Herbert Linge, Hans Herrmann, Huschke von Hanstein, Jaroslav Juhan (l.-r.), Carrera Panamericana
Porsche 550 Spyder, Herbert Linge, Hans Herrmann, Huschke von Hanstein, Jaroslav Juhan (l.-r.), Carrera Panamericana 1954

Dabei war die Teilnahme an der Carrera Panamericana ein besonderes Wagnis. Dieses Straßenrennen brauchte nur fünf Austragungen (1950 bis 1954), um zur Motorsportlegende und aufgrund seiner Gefahren wieder verboten zu werden.

Nachdem der mexikanische Teil der Panamericana im Jahre 1950 fertiggestellt war, wurde er mit einem mehrtägigen Etappen-Rennen von Norden nach Süden quer durch das Land eingeweiht. Ab 1951 wurde die Strecke von Süden nach Norden befahren. Ab 1952 war Porsche bei dem monströsen Ritt dabei. Gewinner in diesem Jahr war Mercedes-Benz mit dem legendären 300 SL von Karl Kling/Hans Klenk, bei dem ein Geier die Windschutzscheibe zerstörte.

Der Klassensieg 1954 beim berühmten Straßenrennen „Carrera Panamericana“ erwies sich als wegweisend für den Sportwagenhersteller. In den späten 50er Jahren bis in die frühen 70er Jahre feierten die mexikanischen Brüder Ricardo beziehungsweise Pedro Rodríguez Erfolge mit Porsche. Bis in die 90er Jahre startete der Porsche 962 C auf dem „Autódromo Hermanos Rodríguez“.

Der Porsche 550 Spyder (1954)

Um das Gewicht gering zu halten, erhielt der Spyder eine Leichtmetallkarosserie, die mit einem flächigen Rahmen aus Rohren (Flach- oder Leiterrahmen) verbunden war. Das Armaturenbrett war ein mittragendes Element. Es gab nur zwei Schalensitze für Fahrer und Beifahrer. Ohne Treibstoff wog der Wagen ca. 550 kg.

Das Fahrwerk des Spyders bestand weitgehend aus Teilen des Typs 356: Kurbellenkerachse mit querliegenden Blattfederstäben (zu Vierkantdrehstäben gebündelt) und Stabilisator vorn, hinten Pendelachse mit runden Drehstäben, an Längsschubstreben (Längslenkern) geführt. Gebremst wurde mit Trommelbremsen (beim 550 A vorn Duplexbremse Ø 280 mm, hinten Simplexbremse) aus Aluminium, in die ein eiserner Ring als Reibfläche eingepresst war.

Der Typ 550 hatte den als „Fuhrmann-Motor“ (Typ 547) bekannten luftgekühlten 4-Zylinder-Boxermotor mit vier Nockenwellen (zwei auf jeder Seite), die von Königswellen angetrieben wurden, und Doppelzündung mit zwei getrennten Zündverteilern und zwei Zündspulen sowie mit zwei Doppelfallstromvergasern. In der ersten Version leistete dieser 1,5-Liter-Motor 81 kW (110 PS) bei 7800/min, maximales Drehmoment 121 Nm bei 5000/min.

Das Triebwerk des 550 ist als Mittelmotor vor der Hinterachse eingebaut. Durch eine ausgewogene Gewichtsverteilung ermöglicht diese Konstruktion ein weitgehend neutrales Fahrverhalten. Das geringe Massenträgheitsmoment um die Fahrzeughochachse kann andererseits zu einer plötzlichen, schwer kontrollierbaren Drehung des Wagens führen. Porsche wandte dieses Konstruktionsprinzip bereits in den Grand-Prix-Wagen der Auto Union Ende der 1930er-Jahre an. Auch die aktuellen Porsche-Modelle Boxster und Cayman sind Mittelmotorkonstruktionen.

1954, Porsche 550 Spyder, Hans Herrmann (Nr. 55), Fernando Segura (Nr. 58); 356 Coupé, Ernst-Joachim Hirz, Carrera Panamericana
Porsche 550 Spyder, Hans Herrmann (Nr. 55), Fernando Segura (Nr. 58); 356 Coupé, Ernst-Joachim Hirz, Carrera Panamericana 1954
Technische Daten:
  • Motor: 4-Zylinder-Boxermotor (Viertakt)
  • Hubraum: 1498 cm³
  • Bohrung × Hub: 85 × 66 mm
  • Leistung bei 1/min: 81 kW (110 PS) bei 7800
  • Max. Drehmoment bei 1/min: 117 Nm (12,1 mkp) bei 5000
  • Verdichtung: 9,5 : 1
  • Ventilsteuerung: zweimal zwei obenliegende Nockenwellen, angetrieben durch Königswellen
  • Kühlung: Luftkühlung (vertikales Gebläse)
  • Getriebe: 4-Gang-Getriebe
  • Radaufhängung vorn: Kurbellenkerachse mit Stabilisator
  • Radaufhängung hinten: Pendelachse
  • Federung vorn: 2 durchgehende Blattfederstäbe
  • Federung hinten: 1 runder Drehstab auf jeder Seite
  • Karosserie: Leichtmetall auf Flachrahmen
  • Spurweite vorn/hinten: 1290/1250 mm
  • Radstand: 2100 mm
  • Reifen/Felgen: vorn 5.00 – 16 RS, hinten 5.25 – 16 RS
  • Maße L × B × H: 3600 × 1540 × 1050 mm
  • Trockengewicht: ca. 550 kg
  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 225 km/h
Das Erbe

Das Rennen wurde nach 1954 verboten und erst 1988 als Rennen für Klassiker wiederbelebt, wobei an alte Traditionen und Reglements angeknüpft wurde. Im Jahr 2006 wurde als weitere Klasse die Unlimited Class mit aufgenommen. Damit wurde es erstmals auch für Autos jüngerer Jahrgänge möglich, an dem Rennen teilzunehmen.

Die Inspiration dieser Einsätze in Mexiko trägt bis heute: Ferry Porsche versah alle mit dem siegreichen Viernockenwellenmotor ausgestatteten Sportwagen mit dem Beinamen „Carrera“ (spanisch für „Rennen“). Die Carrera Panamericana inspirierte Porsche auch bei der Namensgebung für den viertürigen Gran Turismo Panamera.


Quelle: Porsche AG, Wikipedia; Fotos: Porsche AG

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